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Zeittafel:

1938: Ankauf der Eickhofer Heide durch die staatliche Montan GmbH von der Familie von Eickhof-Reitzenstein. Der Pulverhersteller “Wolff & Co” mit Sitz in Walsrode gründet den Pulverhersteller “Eibia GmbH” als Tochtergesellschaft.

1939: Baubeginn der Eibia-Pulverfabrik “Anlage Karl” und der Zwangsarbeiterlager in der Eickhofer Heide.

1940: Errichtung des Konzentrationslagers Liebenau der Gestapo (genannt “Arbeitserziehungslager AEL”) auf Betreiben der Eibia.

1941: Produktionsbeginn der Eibia-Pulverfabrik mit etwa 2800 Arbeitskräften, zum weitaus größten Teil Zwangsarbeitern.

1943: Erweiterung der Pulverfabrik um eine Anlage zur Herstellung von Raketentreibsätzen u.a. für die V1-Rakete. Verlegung des AEL nach Minden.

1945: Besetzung des Areals durch britische Truppen und Befreiung der Zwangsarbeiter. Einrichtung einer Sammelstelle für Beutemunition durch die Briten. Der Zweite Weltkrieg ist beendet.

1947: Demontage der Maschinen und Produktionseinrichtungen der Eibia und der Verwertchemie als Reparationsleistung.

1949: Gründung der Bundesrepublik Deutschland

1951: Ãœbernahme des Grundbesitzes der Eickhofer Heide durch die staatliche Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG). Betrieb eines großen britischen Munitionsdepots durch die “3 BAT RAOC”. Es ist das größte Munitionsdepot in Deutschland.

1953: Verlegung des Depots der “3 BAT RAOC” nach Brüggen-Bracht. Weiterbetrieb eines verkleinerten britischen Munitionsdepots in Liebenau für die britischen Einheiten der Region. Bau des britischen Fahrzeug-Reparaturwerkes der “32 Armoured Workshop REME” am Nordosten des Areals.

1956: Gründung der Bundeswehr. Sogleich Gründung eines Gerätedepots der Bundeswehr im Nordwesten des Areals bei Mainsche.

1957: Einrichtung und Produktionsbeginn der neuen Pulverfabrik der “Verwertchemie 2” (Dynamit-Nobel) auf dem Eibia-Gelände. Die Bundeswehr wird stillschweigend mit Trägersystemen für atomare Waffen ausgerüstet.

1958: Umwandlung des Gerätedepots der Bundeswehr bei Mainsche in ein Munitionsdepot (MunDp LIE).

1959: In der Clausewitz-Kaserne in Nienburg wird das Raketenartilleriebataillon 12 der Bundeswehr gegründet. Erster Verschuß einer Honest-John-Rakete (Atomwaffenträger) durch das Bataillon.

Um 1960: Die Pulverfabrik Liebenau (genannt “Verwertchemie Liebenau”) ist wieder die größte in Deutschland.

1962: Der Kalte Krieg ist auf einem Höhepunkt. Durch die “Kuba-Krise” gerät die Menschheit an den Rand eines atomaren Weltkrieges.

1963: Einrichtung eines Atomwaffendepots (SAS) der Bundeswehr im Osten des Eibia-Geländes bei Liebenau für das Nienburger RakArtBtl 12. Im SAS werden die Atomsprengköpfe der Honest-John-Raketen gelagert. Die 5. Batterie des RakArtBtl12 wird als Begleitbatterie im “MunDp LIE” bei Mainsche zwecks Bewachung des SAS Liebenau einquartiert. Das amerikanische “32nd US Arrmy Field Artillery Detachment” zur Verwaltung der Atomsprengköpfe zieht in einen separaten Bereich der Clausewitz-Kaserne in Nienburg ein.

Um 1972: Allmählicher deutlicher Produktionsrückgang der “Verwertchemie 2”. Verlagerung von Teilen der Produktion an andere Standorte.

Um 1975: Die Baracken der 5./12 im Bw-Depot bei Mainsche werden durch moderne Unterkunftsgebäude ersetzt.

1977: Ãœbernahme der Munitionsproduktion in Liebenau durch die holländische “Eurometaal”. Daneben Produktionsbeginn (zivile Produktion) eines neuen Chemiewerkes der Dynamit-Nobel im Süden des Areals bei Steyerberg (später “Degussa-Hüls”, dann “Oxxynova”)

1978: Die britischen Kasernen in den ehemaligen “Steinlagern” (Pinewood-Camp und Helena-Camp) werden leergezogen, das Fahrzeug-Reparaturwerk am Pinewood-Camp aufgegeben.

1979: Die vom RakArtBtl 12 geführte Honest-John-Rakete (Atomwaffenträger) wird zum Ende des Jahres ausgemustert. Das RakArtBtl 12 bleibt fortan rein konventionell bewaffnet. Das atomare Nachfolgesystem “Lance” wird andernorts stationiert. Im Atomwaffenlager Liebenau werden weiterhin atomare Rohrartilleriegranaten gelagert. Bis etwa Mitte der 80er lagern daneben auch Atomminen für die in Minden ansässige “SpezSperrKP 100” der Bundeswehr.

1980: Umbenennung der Begleitbatterie 5./12 in 4./12

1983: Protestaktion mit Blockade der Hauptzufahrtstraße zum Atomwaffenlager in Liebenau durch die Friedensbewegung Nienburg. Anstieg der Gefahr eines atomaren Weltkrieges durch die Stationierung amerikanischer atomarer Mittelstreckenraketen im Südwesten der Bundesrepublik aufgrund des sogenannten “NATO-Doppelbeschlusses” vom Dezember 1979. Die Vorwarnzeiten verkürzen sich durch die neuen Raketen dramatisch. Im Herbst des Jahres 1983 wird zweimal beinahe ein Atomkrieg versehentlich ausgelöst, einmal aufgrund eines sowjetischen Satellitenfehlers, und einmal infolge ständiger provokanter Angriffsübungen der Amerikaner, von denen die Ãœbung “Able Archer” von den Sowjets als echte Einleitung eines Atomkrieges gegen die Sowjetunion (fehl-)interpretiert wird.

Nach 1985: Ausgliederung der Begleitbatterie 4./12 (ex- 5./12) aus dem RakArtBtl 12 und direkte Unterstellung als “Begleitbatterie I” unter das 1.Artillerieregiment der 1.Panzerdivision. Das Sonderwaffenlager dient fortan als Atomwaffendepot für die dem 1.Artillerieregiment direkt unterstellten Artillerie-Spezialzüge “ArtSpezZg I/I” (Neustadt-Luttmersen) und “ArtSpezZg II/I” (Hannover-Bothfeld).

1987: US-Präsident Reagan und Michael Gorbatschow vereinbaren mit dem INF-Vertrag die Abrüstung atomarer Mittelstreckenraketen in Europa. Darunter fallen auch die Raketen aus dem sogenannten NATO-Doppelbeschluß.

Anfang 90er Jahre: Das SAS Liebenau ist mit kugelsicherem, klimatisiertem Wachgebäude und Hauptbeobachtungsturm aus massivem Beton, sowie Mikrowellen-Bewegungsmeldern und elektronischen Zaunsensoren ausgestattet.

1990: Anschluß der Deutschen Demokratischen Republik an die Bundesrepublik Deutschland. Vollständiger und endgültiger Abzug der Briten aus Liebenau.

1991: US-Präsident George Bush (sen.) verkündet die Abrüstung der taktischen Atomwaffen (Gefechtsfeldwaffen) in Europa, darunter fällt auch das im SAS Liebenau lagernde Material. Der Warschauer Pakt löst sich auf.

1992: Ende des Ost-West-Konfliktes. Die Atomwaffen des Heeres der Bundeswehr werden von den Amerikanern komplett abgezogen. Aufgabe und späterer Abriß des SAS Liebenau.

1993: Das amerikanische 32nd USAAD ist für immer aus Nienburg abgezogen.

1994: Privatisierung der Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG). Schließung des Liebenauer Standortes der “Eurometaal”. Damit endet die Rüstungsproduktion auf dem Eibia-Gelände.

1995: Aufgabe des Bundeswehr-Munitionsdepots Liebenau bei Mainsche, später Abriß der dortigen Truppenunterkunft. Ende der 56-jährigen Militärgeschichte der Eickhofer Heide.

1999: Erst jetzt beginnen mit Förderung durch die Niedersächsische Landesregierung die Recherchen über die Geschichte des Eibia-Geländes. Gründung des Vereins “Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau e.V.”.

 

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